Hi, ich bin Anna, 44, Single
Ich bin eine freundliche, korrekte Frau und bemühe mich meist, es allen recht zu machen – manchmal wohl zu sehr.
Eine Freundin meinte kürzlich, ich wirke manchmal etwas unterwürfig und würde dadurch von meinem jeweiligen Umfeld nicht ernst genommen. Das hat mich zum Nachdenken gebracht.
Ich wurde zur Bescheidenheit erzogen und auch mich nicht in den Vordergrund zu stellen. Lange war das für mich selbstverständlich – doch inzwischen spüre ich Zweifel, ja schon fast stille Trauer.
Besonders Begegnungen mit starken Frauen verunsichern mich, lassen in mir ein etwas irritierendes Gefühl zwischen Unsicherheit und Bewunderung hochkommen.
Auch beim betrachten romantischer Filme verspüre ich eine „abwehrende“ Leere.
Doch nun regt sich ein inspirierendes, neues Gefühl in mir, verbunden mit einem leisen Drang, mich zu verändern, mich mehr zu zeigen, mutiger herauszufinden, wer ich wirklich bin.
Schlüsselfragen:
Ich würde mich als anständig, korrekt und sehr zuvorkommend beschreiben. In der Regel versuche ich es allen recht zu machen. Eine nahe Freundin von mir hat mir auch schon gesagt, dass ich etwas unterwürfig wirke und mich die Menschen nicht wirklich ernst nehmen, im Gegenteil, mich belächeln und hinter meinem Rücken auch über mich spotten.
Das war selbstredend sehr verletzend und doch… irgendwie ist dieses Zurückhaltende tief drin in mir.
Früher waren mir die kritischen, abwertenden Bemerkungen eher egal, ich habe sie wohl auch einfach überhören wollen.
Woher meine zurückhaltende Haltung kommt? Ich denke, ich wurde auch so von meinen Eltern erzogen, nämlich sei bescheiden, nimm dich zurück und überschätze dich nie.
Mittlerweile bin ich jetzt gerade 44 Jahre alt geworden, bin unverheiratet und auch Single. Langsam erwacht in mir so etwas wie eine tiefe Trauer, vor allem wenn ich romantische Filme anschaue.
Auch merke ich, dass ich starke Frauenbilder schon fast anhimmle.
Wenn ich mich im (Ganzkörper-) Spiegel anschaue, finde ich mich zwar etwas fahl und habe auch zu wenig Körperspannung, wirke so etwas eingefallen, aber ich finde mich auch nicht unattraktiv.
Auch ist mir aufgefallen, dass ich mich eher versuche unauffällig zu kleiden, offensichtlich will ich nicht zu sehr auffallen.
Aber… irgendwie erwacht in mir eine mir unbekannte Unzufriedenheit mit dem, wie ich mich wahrnehme.
Ich wollte mich auch auf einer Dating-Plattform einschreiben, was für mich an sich schon ein grosses Wagnis darstellte, aber als ich meine Vorzüge, Bedürfnisse und Vorstellungen beschreiben sollte, bin ich geradezu erstarrt und habe mich sofort ausgeloggt.
Ich spüre, dass sich in mir etwas bewegt und regt - nicht unangenehm aber auch sehr unbekannt - aber doch hör- und spürbar.
Anna, du zeigst ein ausgeprägt angepasstes und harmonieorientiertes Persönlichkeitsprofil. Deine Selbstbeschreibung deutet auf hohe soziale Verträglichkeit hin (freundlich, korrekt, zuvorkommend) – gepaart mit einem geringen Selbstwertgefühl und einem internalisierten Bedürfnis, dich selbst klein zuhalten. Die Erziehung zur Bescheidenheit hat vermutlich zu einem überangepassten Selbstbild geführt, das wenig Raum für Selbstbehauptung und individuelle Entfaltung lässt.
Deine (neu wahrgenommene) Angst, nicht ernst genommen zu werden, korrespondiert mit einer Tendenz zur Selbstvermeidung – sichtbar z. B. in ihrer unauffälligen Kleidung, der Hemmung beim Dating-Profil oder ihrer Irritation gegenüber starken Frauenrollen, die du gleichzeitig bewunderst. Daraus entsteht eine innere Spannung: zwischen Anpassung und dem Wunsch nach authentischem Selbstausdruck.
Die aktuelle Lebensphase (Midlife, Single, ohne familiäre Bindung) verstärkt deine Selbstreflexion und Sinnsuche.
Die aufkommende Traurigkeit und das Bedürfnis nach Veränderung zeigen, dass du dich in einem beginnenden individuellen Reifungsprozess befindest.
Deine Fragen zu Identität, Werten und Zukunft deuten auf eine Identitätskrise im positiven Sinne – als Chance zur Neuorientierung und Selbstermächtigung.
Was du beschreibst, Anna, ist ein klassisches Beispiel für eine beginnende Selbstentwicklungsphase, oft ausgelöst durch innere Diskrepanzen zwischen dem „gelebten Ich“ und dem „authentischen Ich“.
Es ist keine Störung im psychologischen Sinn, sondern vielmehr ein bewusster Reifungsschritt – der allerdings durch alte Prägungen (Erziehung) emotional fordernd sein kann.
Gerne empfehlen wir dir in der Folge ein zeitlich strukturiertes Vorgehen, um dein Ich etwas zu explorieren und besser verstehen zu lernen:
Absicht: Wahrnehmung schärfen, Selbstkontakt stärken, erste Bewegung erzeugen
Ziel: Achtsame und bewusste Selbstwahrnehmung trainieren
Ziel: Körperspannung erkunden, „Raum einnehmen“.
Ziel: Mutiger und experimentierfreudiger werden.
Absicht: Selbstbild klären, emotionale Muster erkennen, neue Identitätsräume erproben
Ziel: Tiefes Verständnis für die eigenen Werte und Überzeugungen entwickeln, mutig urteilen und entscheiden.
Ziel: Lernen Handlungen und Bedürfnisse zu synchronisieren.
Ziel: Mut entwickeln, um mit seinen Sehnsüchten und tiefen Wünschen Kontakt aufzunehmen.
Absicht: Integration der Erfahrungen aus den beiden vorangegangenen Schritten; den begonnen Identitätswandel stabilisieren; neue Lebensfelder erschließen und festigen; neues Selbstbild authentisch leben verkörpern
Ziel: Erkenntnisse in neue Lebensgeschichten verpacken und mutig die eigenen Wünsche zu leben.
Ziel: Für dich einstehen!
Ziel: Neue Alltagsabenteuer suchen, zulassen und daraus lernen!
Ja. Und zwar aus folgenden Gründen:
Ein guter Einstieg wäre ein Coaching mit Entwicklungsschwerpunkt – und die Offenheit, ggf. auch therapeutische Aspekte zu erkunden, wenn sich emotionale Blockaden zeigen.
Anna, gerne schlagen wir dir ein mögliches, konkretes Coaching-Setting vor:
Grundlage sind deine ursprünglichen Fragen – hier eine Einschätzung
„Wer bin ich tatsächlich?“
„Welchen Werten/Überzeugungen folge ich?“
„Sind es noch die Richtigen?“
„Wo will ich noch hin in meinem Leben?“
„Was soll in meinem Leben noch erfüllt sein?“
„Wie möchte ich gesehen werden?“
Diese Fragen sind hochgradig entwicklungsreif, reflektiert und essenziell – sie markieren den Übergang von einem angepassten Selbst zu einem authentischeren Selbstbild. Besonders stark sind:
Diese Fragen sind klug und mutig.
Genau hier sollte ein ein nachhaltiges und gutes Entwicklungscoaching ansetzen.
Ziel des Coachings -> Klare und selbstbestimmte Klärung mit der Coach*in klären:
Z.B. Identitätsentwicklung – weg von Überanpassung, hin zu Authentizität, Selbstachtung und Gestaltungskraft (privat wie beruflich).
Dauer:
6–10 Sitzungen à jeweils 1.5 Stunden und über ca. 3–5 Monate (je nach Prozessdynamik)
Methodenmix:
Fragen für ein erstes Coachinggespräch
Anna, du solltest das Coaching aber auch deinen selbstgesteuerten Entwicklungsprozess mit einem „Workbook“ oder „Lebensbuch“ (Journaling) begleiten.
Dabei müssen die Kapitel nicht (aber dürfen natürlich!) lange Beschreibungen beinhalten, sondern sollten vor allem aussagekräftig sein.
Der Titel deines Buches könnte beispielsweise lauten:
„Von der angepassten Anna zur authentischen Anna“
Inhalte: Eigene Muster erkennen, Prägungen verstehen, Ausgangspunkt klären
Reflexionsfragen:
Übung: „Innere Stimmen aufschreiben“
Teile ein Blatt in zwei Spalten:
Inhalte: Deinen Identitätskern und deine Werte/haltungen/Überzeugungen erforschen
Reflexionsfragen:
Übung: „Ich in drei Versionen“ -> Schreibe je einen Absatz über:
Inhalte: Raum einnehmen, neue Verhaltensweisen erproben, Grenzen setzen
Reflexionsfragen:
Übungen:
Inhalte: Zukunft gestalten, Sinn finden, Energiequellen definieren
Reflexionsfragen:
Übung: „Idealtag in 3 Jahren“
Schreibe in der Gegenwart einen Tagesablauf:
– Wo wache ich auf?
– Wie beginnt mein Tag?
– Wer ist bei mir?
– Was tue ich beruflich und privat?
Inhalte: Prozess stabilisieren, Ressourcen erkennen, nächste Schritte planen
Reflexionsfragen:
Übungen: